Woran wir im Projekt arbeiten: Ziele & Inhalte

Neue Projektförderung durch den Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) und die Lechler Stiftung

CL.A.B.S
Care Leaver Lotsen- und Anlaufstelle Beratung Selbstverwaltung

Im Dezember 2020 starten wir mit einer zweiten Projektförderung und neuer Schwerpunktsetzung: Das Projekt Cl.A.B.S. wird gefördert vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) und der Lechler-Stiftung. Cl.A.B.S. steht als Abkürzung für Care Leaver Lotsen- und Anlaufstelle Beratung Selbstverwaltung. Übergeordnetes Ziel des Modellvorhabens ist es, die Übergänge junger Menschen aus stationären Hilfen ins Erwachsenwerden nachhaltig zu unterstützen und damit zu verhindern, dass junge Erwachsene aus der Jugendhilfe in prekäre Lebenssituationen geraten.

Wir verfolgen drei Projektziele:

1. Care Leaver-Lotsen- und Anlaufstelle: mit anderen Trägern in der Region dran bleiben!

Besonders wertvoll und sehr nachgefragt ist unsere Kontakt- und Anlaufstelle in der Poststraße 10 in Tübingen, an deren Verstetigung wir in den kommenden Jahren mit dem Modellvorhaben arbeiten. Die Anliegen der jungen Menschen sind vielfältig und die Not manchmal sehr groß, vor allem wenn andere Unterstützungssysteme nicht erreichbar sind. Im Projekt verfolgen wir das Ziel, die Arbeit mit und für Care Leaver in Kooperation mit anderen Trägern der Region zu erweitern, zu verstetigen und gut zu verankern.

2. Beteiligung erwünscht! Selbstorganisation von Care Leavern fördern

Care Leaver brauchen bzw. wollen nicht nur Beratung, sondern auch einen Ort für (informellen) Austausch untereinander. Die Kontakt- und Anlaufstelle für Care Leaver soll in weiten Teilen durch Care Leaver selbst mitgetragen, gestaltet und damit auch ein Ort für den Austausch und die Selbstorganisation von Care Leavern werden.

3. So kann‘s weiter gehen! Übergänge zu anderen Unterstützungssystemen lotsen und verbessern

Die komplexen Lebensrealitäten von Care Leavern machen es erforderlich, insbesondere für die Zeit nach der Jugendhilfe geeignete Unterstützungsmöglichkeiten zu ermitteln und gemeinsam auszugestalten. Ein weiteres Projektziel ist es daher, mit Partner*innen aus den Rechtskreisen des SGB II, SGB III und SGB XII auszuloten, wie eine besser aufeinander abgestimmte und integrierte Kooperation für die Zielgruppe der Care Leaver gestaltet werden kann. Ideen sind, Angebote weiterer Leistungssysteme in die Anlaufstellenarbeit zu integrieren: z.B. durch niedrigschwellige Angebote und Sprechstunden des Jobcenter, der Wohnungsnotfallhilfe und der Jugendschuldenberatung.

Projektförderung durch Aktion Mensch noch bis September 2021

Einen Rahmen für Vernetzung schaffen – „Wir sind eine Community!“

Wir bauen eine Plattform für Care Leaver in Baden-Württemberg auf: von und mit Care Leavern für andere Care Leaver.

Hierfür existiert bereits ein Netzwerk zwischen unserem Projekt „Care Leaver – Wege in die Selbstständigkeit“, dem Stuttgarter Care Leaver Projekt „Stark für die Zukunft“ und der Regionalgruppe des bundesweiten Care Leaver Vereins – ein Netzwerk, das wir für Baden-Württemberg weiter ausbauen wollen. In den jährlichen landesweiten Netzwerktreffen geht es uns um den Austausch mit und zwischen Care Leavern, zu ihrer aktuellen Lebenslage sowie zu ihren Erfahrungen. Sich gemeinsam für Verbesserungen einzusetzen und Ideen zu entwickeln, wie wir uns zukünftig für junge Erwachsene und ihre Übergänge in die Selbstständigkeit einsetzen können, ist ein weiteres wichtiges Thema. Bei den Treffen dürfen selbstverständlich die Begegnung, gemeinsame Freizeit, Freude und der Spaß miteinander nicht zu kurz kommen.

Wir schaffen eine Willkommenskultur in den projektbeteiligten Einrichtungen! Care Leaver sollen die Möglichkeit haben, mit unseren Einrichtungen in Kontakt zu bleiben und zu treten, sich mit anderen Care Leavern und uns im Netzwerk auszutauschen.

Neben den landesweiten Netzwerktreffen, ist uns der Austausch im vertrauten Rahmen wichtig. Für Care Leaver ist es sehr wertvoll, sich mit Menschen, die ähnliches erlebt haben, auszutauschen. An den beiden Projektstandorten in Tübingen und Waldenburg findet deshalb einmal pro Monat ein Brunch für und mit Care Leavern der Einrichtungen statt. Eine wichtige Gelegenheit, um in Kontakt zu bleiben, miteinander ins Gespräch zu kommen und auch auf unkomplizierte Weise einander mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen. Auch für uns Einrichtungen ist diese Vernetzung mit Ehemaligen und Care Leavern sehr gewinnbringend. Aus den Kontakten und im Rückblick mit den Care Leavern haben sich bereits wichtige Impulse ergeben, wie und wohin sich unsere stationären Angebote weiterentwickeln müssen.

Wir laden ein zum Austausch und zur Begegnung zwischen Care Leavern und Jugendlichen, die noch in der Jugendhilfe leben.

Care Leaver können eine sehr wichtige Vorbildfunktion haben. „Der hat es geschafft“ – sind häufige Reaktionen von Jüngeren. Wir versuchen deshalb immer wieder Begegnungen zwischen Jugendlichen, die noch in der Jugendhilfe sind und Care Leavern in ganz unterschiedlicher Weise anzubahnen. Das können gemeinsame Workshops zu Themen des Übergangs sein, sportliche Aktivitäten/Freizeitangebote, Einblicke und Vorstellungen zu beruflichen Erfahrungen und weiteren Lebensthemen.

Übergange als Prozess verstehen! – „Wir brauchen mehr Sorgfalt und eine bessere Abstimmung zwischen den verschiedenen Unterstützungssystemen beim Übergang in die Selbstständigkeit“

Wir sind Brückenbauer! Wir nehmen Care Leaver in ihrer prekären Lage ernst, begleiten und beraten sie bei Bedarf individuell und vermitteln an weitere Hilfeinstanzen weiter.

Viele Care Leaver suchen nach der Jugendhilfe eine Ansprechperson, die sie zu verschiedenen Lebensthemen berät, z.B. in Sachen Wohnungssuche, Beruf, Schule oder Ausbildung. Unsere Anlaufstelle begleitet und vermittelt Care Leaver an andere Adressen, Stellen und Institutionen wie etwa zur Mobilen Jugendarbeit, Schuldnerberatung etc. Dabei – so unsere Erfahrungen – geht es oftmals gar nicht um lange Beratungen, sondern vielmehr um ein offenes Ohr, Bestärkung und manchmal auch einfach zielgerichtete Weitervermittlung an die richtige Stelle.

Wir entwickeln unsere pädagogischen Konzepte weiter.

„Versteht unsere Lebenslagen!“

Wir weisen zusammen mit Care Leavern auf deren Lebenslage hin und sensibilisieren pädagogische Fachkräfte und die Fachöffentlichkeit für das Thema Leaving Care. 

Gemeinsam mit Care Leavern und einer Werbeagentur erarbeiten wir in Beteiligungsworkshops öffentlichkeitswirksame Medien, um auf die Situation von Care Leavern aufmerksam zu machen. Mit Fachtagungen, Workshops und Projektpräsentationen machen wir auf das Thema aufmerksam und laden zur Diskussion darüber ein, wie die Vorbereitung von Jugendlichen auf die Selbstständigkeit und die Kontaktpflege im Anschluss an die Jugendhilfe, gelingen kann.